Cappuccino per Push-Nachricht

Gutscheine für einen Cappuccino oder Werbung fürs Kuchenangebot: Solche Botschaften schicken erste Gastronomen potenziellen Gästen mittels Beacons-Technologie aufs Smartphone.
(Quelle: reuters)
von Bardo Faust
Der Kampf um die Kunden wird in der Gastronomie immer härter. Nun versuchen erste Unternehmer, Gäste per Push-Nachrichten in die Lokale zu locken. Wer in der Nähe ist und bestimmte Apps installiert hat, bekommt Angebote und Gutscheine aufs Handy geschickt.
Ein langer Spaziergang am Strand auf Sylt. Plötzlich vibriert das Smartphone: Eine Push-Nachricht weist auf die Hotelbar ein paar Meter weiter hin, auf kühles Bier oder ein Stück Kuchen.
iBeacon heißt die Technologie, die diese Form von mobilem Marketing möglich macht. Voraussetzung: Der Kunde hat eine bestimmte App auf dem Handy, etwa die Barcoo-App vom gleichnamigen Berliner Entwickler, die auf die Signale des Gastronomen reagiert.

Mit Gutscheinen neue Gäste locken
Noch steckt die Nutzung von iBeacons in Gastronomie und Hotellerie in den Kinderschuhen. Doch immer mehr Betriebe testen die Technik – zum Beispiel das Lindner Strand Hotel Windrose auf Sylt als Teil eines größeren Probelaufs mit Hotels in Köln und Hamburg. Da gibt es dann die Gutscheine direkt aufs Handy – für einen Cappuccino oder eine Waffel mit Sahne und heißen Kirschen. So sollen auch Gäste angelockt werden, die nicht in dem Hotel übernachten und daher oft auch dessen Gastronomie links liegen lassen.

So funktioniert die Technik – iBeacons: Signale an Kunden in der Nähe

Hinter den Beacons steckt ein System, basierend auf Bluetooth Low Energy, das viele Möglichkeiten eröffnet. Zum einen können Kunden so in einen Laden, ein Hotel oder ein Restaurant gelotst werden. Zum anderen ist darüber auch die Navigation zu einem freien Tisch möglich oder der Frei-Cappuccino für treue Kunden wird auf diesem Wege kommuniziert. Bonuskarten würden damit der Vergangenheit angehören. Auch bezahlt werden kann über die Beacons-Technologie.
Sie funktioniert über kleine Sender, die in einem Raum oder an einer Hauswand angebracht werden, den sogenannten Beacons. Diese senden Signale in festen Zeitintervallen – etwa an vorbeigehende Kunden mit der passenden App auf dem Smartphone. Der Markenname iBeacon wurde 2013 von Apple eingeführt und gesichert. Aber viele Anbieter entwickeln für diverse Bereiche Anwendungen für die Technologie, nicht nur für iOS, auch für Android.

Push-Nachrichten von mehr als 1.000 Läden
Bei Lindner ist man optimistisch, was den Nutzwert der Beacon-Technik angeht: „Der finale Stellenwert ist aktuell noch nicht abzusehen, er wird aber definitiv noch stark wachsen“, sagt Lindner-Pressesprecherin Catherine Bouchon. Auch beim Branchenverband Dehoga gibt es zu dem Thema noch kein belastbares Zahlenmaterial. Zu neu, noch zu wenig erprobt, heißt es beim Bundesverband in Berlin. Aber spannend sei die Sache auf jeden Fall: Onlinereservierung, Buchung, Bewertung, Lieferservice – digitale Lösungen seien für Gastronomie und Hotellerie eine wichtige Zukunftsaufgabe, findet Dehoga-Sprecher Christopher Lück.
Tägliche Push-Nachrichten nerven viele
Und was bringt es dem Kunden? Er kann sich auf Restaurants und Rabattaktionen aufmerksam machen lassen oder nach einer Online-Bewertung einen kostenlosen Cappuccino ergattern. Auch die Tischreservierung kann über die App erfolgen.
Daabei bewegen sich die Restaurants und Hotels auf einem schmalen Grat. Denn Push-Nachrichten können auch schnell nerven. 39 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer fühlen sich schon von ein bis zwei Push-Nachrichten pro Tag belästigt, ergab eine Umfrage von Barcoo in Deutschland.
Ambivalent sind die Erwartungen in Sachen Gastro-Beacons auch beim Entwickler Qnips in Hannover. Zwar sei das Interesse an der Technologie derzeit groß. Gemeinsam mit einigen Kunden arbeite man an einigen Pilotprojekten, sagt Pressesprecher Tim Hemker. Doch er warnt davor, rein auf die innovative Technologie zu setzen. Die Apps bräuchten ein schlüssiges Konzept und gute Inhalte. „Wer heute seinen Gästen eine simple Push-Nachricht aufs Handy senden möchte, sobald sie sich in der Nähe des Ladens befinden, denkt viel zu kurz.“

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