Don Freeman: Der Coach liebt den Baseball – und Jägerschnitzel

Von Bardo Faust

Mainz. Wenn Don Freeman nicht auf dem Baseballfeld der Mainz Athletics steht, dann joggt er gerne. Am Rheinufer zum Beispiel. Oder im Gonsenheimer Wald. „Great Places“, sagt der US-Amerikaner. „Die schönsten in Mainz“, findet der Coach, der gerade acht Monate lang den Mainzer Baseball-Bundesligisten unterstützt.

Baseball. Die große Leidenschaft des 64-jährigen, der in den USA, dem Heimatland der Sportart, kein Unbekannter ist. Als Highschool-, College- und Nationaltrainer hat er beachtliche Erfolge vorzuweisen. So war er zum Beispiel 2003 als Coach und 2007 als Co-Trainer Weltmeister bei den Erwachsenen – jeweils  mit einem U-16-Team am Start.

Seit einigen Jahren reist der pensionierte College-Lehrer aus dem Staat Washington nun für die US-Profiliga „Major League Baseball“ (MLB) in der Welt umher. Als Missionar sozusagen: „Die MLB sendet Trainer in viele Länder, um den Sport populärer zu machen“, sagt Freeman. Vorbild sei die amerikanische Basketball-Liga, die seit vielen Jahren schon im Ausland aktiv ist – und damit den Merchandising-Markt kräftig ankurbelte.

Die meisten US-Coaches aus dem MLB-Programm arbeiten in Deutschland, sagt Freeman. Fünf oder sechs seien es zum Beispiel im vergangenen Jahr gewesen. Dazu kommt noch eine ganze Reihe, die auf andere Initiativen hier arbeiten. Der Grund: Die MLB sieht ein großes Potenzial für ihren Sport in Europa insgesamt und in Deutschland im Speziellen. „Baseball ist hier im Kommen“, meint Freeman. Zwar liegen die Zuschauerzahlen etwa bei den Mainz Athletics nur im dreistelligen Bereich, wie der Pressesprecher des Vereins, Christian Karn, hinzufügt. Aber es habe in Deutschland bei der WM 2009 auch schon Spiele gegeben, zu denen 10.000 Zuschauer kamen.

In Deutschland war Freeman seit  2009 schon mehrfach – Paderborn, Regensburg, Straußberg waren einige Stationen. Da lernte er das Mainzer Baseball-Urgestein Ulli Wermuth kennen, den Headcoach des Bundesligateams. Der überredete ihn zu einem zehntägigen Besuch in Mainz, zu dem nun mittlerweile noch weitere und längere Einsätze in den Jahren darauf gekommen sind.

Jetzt also acht Monate. Acht Monate, in denen Freeman täglich auf der Anlage am Hartmühlenweg, in der Nähe von Waggonfabrik und dem Wohngebiet  Gonsbachterrassen zu finden ist. Er trainiert dort alle Levels: das Bundesligateam, die unteren Mannschaften, im Jugendbereich. „Wir verfolgen mit der Verpflichtung von Don unsere langfristige Strategie, durch ein qualifiziertes Training auf hohem Niveau Talente zu fördern und den Wettkampf-, Spitzen- und Breitensport in Mainz und der Region zu entwickeln“, sagt Sportdirektor Benjamin Hieronimi auf der Homepage der Atheletics. Und Freeman fügt hinzu: „Mainz ist bereits einer der herausragenden Baseball-standorte in Deutschland. Und ich hoffe dazu beitragen zu können, diese Rolle fortzuführen.“ Dazu hat er auch noch einen jungen Spieler aus seiner Heimat mit nach Mainz gebracht: Joel Johnson. Position Shortstop.

Seit 40 Jahren ist Freeman als Baseball-Coach aktiv. Die Auslandseinsätze bieten ihm nun viel Abwechslung und interessante Erfahrungen. „Zu Hause ist es immer das gleiche System – und es gibt 100.000 Baseballtrainer“, sagt er. In Deutschland könne er da mehr für seinen Sport erreichen. Es sei schön zu sehen, wie Baseball überall auf der Welt mehr und mehr ins Bewusstsein rücke. Immerhin gab es 2011 mit Holland zum ersten Mal seit den 1930er-Jahren einen Weltmeister aus Europa. Deutschland ist im Ranking des Kontinents etwa auf Platz vier zu finden.

Aber mal ganz abgesehen vom Sport: Don Freeman, der auch schon in Australien coachte und in anderen europäischen Ländern, liebt es in Deutschland zu sein – aus vielerlei Gründen. „Good Food“ ist da so ziemlich das erste, was ihm an positiven Aspekten einfällt. Speziell das Jägerschnitzel habe es ihm angetan. Und dann ist da noch die Sache mit der Sprache. Deutsch kann er nämlich nicht. Da trifft es sich gut, dass in Deutschland so viele Menschen Englisch sprechen, findet er. Erleichtert es ihm doch, durch das Land zu reisen, sich die Städte und Regionen anzusehen, Deutschland kennenzulernen.

„Ich liebe die Geschichte des Landes“, sagt er, der Berlin schon besucht hat, die Burgen am Rhein liebt. Und die deutschen Kirchen und Kathedralen. Auch der Mainzer Dom hat es ihm da natürlich angetan. Demnächst kommt seine Frau zu Besuch, sie ist arbeitet in der Heimat noch als Lehrerin. Dann will Don Freeman, den auf der Athletics-Anlage alle nur „Coach“ nennen, auch wieder ein wenig auf Besichtigungstour gehen. Sofern seine Zeit und der Baseball es zulassen.

Stadtmagazin Frizz, 04/2015

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