Deutscher Gastronomiepreis: Der Mix kommt gut an

Alexander Dohnt und Maik Richter mit der „TA OS skybar“,in Schorndorf, Christian Huys und sein „Hot Jazz Club in Münster sowie Tom Thomas und Ulrich Rauschenberger, Bootshaus, Köln. So heißen die Nominierten für den  für den Deutschen Gastronomiepreises 2016, Abteilung Beverage.

Zur Gastronomie kam Christian Huys über seinen Vater. Der begründete vor 15 Jahren in Münster den Hot-Jazz-Club, direkt am stillgelegten Hafen, der sich mittlerweile zum schmucken Ausgehviertel der westfälischen Stadt gemausert hat. Huys stand hinter der Theke und verdiente sich so Geld fürs Studium. Bauingenieur wollte er eigentlich werden. Doch dann kam alles ganz anders, zur Freude der Jury des Deutschen Gastromiepreises, die den Clubbesitzer in dem Jahr für den Preis in der Kategorie „Beverage“ nominiert.

Nach fünf Jahren sollte Schluss sein, der Vater wollte den Club wieder schließen. Doch für Christian Huys war dies keine Option. Er übernahm den Club und ist damit nach weiteren zehn Jahren zur festen Institution im Münsteraner Kulturleben geworden. Das Erfolgsgeheimnis? „Wir haben hier eine Plattform für ganz verschiedene Leute geschaffen“, sagt Huyer im Gespräch mit der AHGZ. Und das sah auch die Jury so, die vor allem die Vielseitigkeit im Programm lobte – denn Jazz macht nur etwa 30 Prozent der Auftritte aus. Ein elitärer, gediegener reiner Jazzclub ist nicht Huyers Sache: „Ich wollte einen kulturellen Ort schaffen, der Spaß macht“, sagt der 38-Jährige. Und das ist gelungen. Rund 200 Besucher passen in den Club, 100 davon sind Sitzplätze. Ein Restaurant, ein Café und ein sommerlicher Biergarten gehören mit zum Angebot. Außerdem hat der Gastronom mit der Roten Lola mittlerweile ein zweites Konzept an den Start – der Betrieb läuft dort im Stile einer WG-Party ab.

„Einfach so bekommt man heutzutage auch einen Biergarten nicht mehr voll“, sagt Huyer. Will heißen: Die Gäste wollen Unterhaltung und Events, weshalb im Jazzclub immer was los ist – zum Beispiel gibt es auch Theater und Partys. An sieben Tagen in der Woche ist der Club geöffnet, drei bis viermal bieten Huyer und sein Team Live-Musik an – im kleinen Rahmen, handgemacht, in vielen Sparten. Von lokalen Bands bis zu internationalen Musikern finden viele Künstler im Stadthafen eine Bühne. Vielseitig eben.

„Wenn eine Bar, dann eine Sky-Bar.“ Soviel stand fest für Alexander Dohnt, als er nach 16 Jahren in der Gastromomie 2013 nach neuen Betätigungsfeldern Ausschau hielt. Doch so einfach war es denn doch nicht, einen geeigneten Ort zu finden. „In Stuttgart habe ich zunächst nichts gefunden.“ In Berlin schaute er sich 50 Hochhäuser an, ließ einen unterschriftsreifen Vertrag dann aber doch noch liegen: „Ich wollte nicht, das meine Traumstadt durch die Arbeit zur Albtraumstadt wird.“ Das Projekt Sky-Bar drohte zu scheitern. Ein Freund war es denn, der Dohnt auf den neuen Turm in Schorndorf aufmerksam machte, in dem die Besitzer gerne eine Sky-Bar unterbringen wollten. „Ich kannte die Stadt nicht, war aber sofort begeistert.“ Und vom Turm, mit seinem Ausblick über Stadt und Weinberge.

Die Schorndorfer sind begeistert von der Sky-Bar, die Alexander Dohnt gemeinsam mit Maik Richter führt. Der kleinstädtische Charakter ist dabei gar kein Problem: „Hier wohnen sehr viele wohlhabende Leute. Und Stuttgart ist auch nicht weit entfernt.“ Die Bar habe von Anfang an eingeschlagen: „Mein erster Barkeeper hat nach einer Woche gekündigt, weil es ihm zu stressig war.“

Über zwei Etagen erstreckt sich die Bar, 280 Quadratmeter insgesamt unten ist die Bar untergebracht, mit Platz für kulinarische Kleinigkeiten. So werden vor den Augen der Gäste Teppanyaki-Spezialitäten und ausgewähltes Barfood zubereitet und angeboten. Im 10. Stock gibt es eine Zigarrenlounge – mit Kamin, Fellen und einer langen Holztheke. „Das ist sehr beliebt. Hier sitzen auch viele Nichtraucher, weil es ihnen dort so sehr gefällt.“ Zudem steht dort ein Weinschrank, in dem ein Teil des großen Weinangebot untergebracht wird, das vielfach auch aus Großflaschen eingeschenkt wird. Dabei setzt Dohnt vor allem auf österreichische Weine. „Das habe ich durchgesetzt, obwohl es hier auch viele regionale Weine gibt.“ Die verkauft er auch, aber zu „Österreich habe ich eine Affinität“.

Wer in Köln zum Feiern gehen will, für den ist das Bootshaus eine gute Adresse. Hier legen viele internationale DJ’s auf, jede Nacht wird hier zum Event. Der Ckub ist Platz 2 in Deutschland und Platz 22 internationale. Dafür gibt’s für Betreiber Tom Thomas und sein Musik- und Programmdirektor Ulrich Rauschenberger eine Nominierung in der Kategorie „Beverage“.

In dem Kölner Club sind regionale und überregionale Stars an der Tagesordnung und auch das Publikum kommt von weit her um zu erleben, was das Bootshaus zu bieten hat. Ein breites Repertoire an elektronischer Musik – von Houseklängen über Minimalsounds bis hin zu Techno. Und ebenso gemischt ist auch das Publikum, es darf jeder mitfeiern, der Lust dazu hat, solange er nicht unangenehm auffällt. Diese Politik ist neben atemberaubenden Lichtshows und einem beeindruckenden Soundsystem einer der Gründe für die diesjährige Nominierung. „Die Geschäftsführer und ihr Team probieren sich immer wieder neu aus und wollen sich selbst übertreffen – sie orientieren sich an internationalen Trends“, lobt die Expertenjury.

AHGZ vom 23. Januar 2016

http://www.ahgz.de/epaper/index

Wiesbaden: Die Hausgemeinschaft