Unnützes Wissen über Wiesbaden

Von Bardo Faust

Haben Sie gewusst, dass 1930 der Schriftsteller James Joyce in Wiesbaden in einer Augenklinik behandelt wurde? Oder, dass beinahe von der ganzen Villenherrlichkeit der Stadt nicht viel übrig geblieben wäre? Nicht? Dann sollten sie mal das Buch „Wiesbaden – einfach spitze“ durchblättern. Auf 103 Seiten hat die Autorin Susanne Kronenberg dort diese und noch viel mehr spannende Themen über Wiesbaden zusammengetragen, erklärt, beschrieben und bebildert. Insgesamt sind es 100.

„Aber streng genommen gibt es noch viel mehr interessante Themen, die ins Buch gehörten“, sagt sie im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Ein dreiviertel Jahr Recherche- und Produktionszeit hat sie investiert. Eine lehrreiche Zeit. „Ich habe die Stadt von einer ganz anderen Seite kennengelernt.“ Eine Erkenntnis, die sie sich auch für ihre Leser erhofft: „Das Buch ist ein Wegweiser für Neu-Wiesbadener. Aber auch für Alteingessene interessant“, ist die Autorin sicher.

Historismus war verpönt

Susanne Kronenberg lebt seit 20 Jahren in der Region – zunächst in Wiesbaden selbst, seit zehn Jahren in Taunusstein. Was für die gebürtig aus Hameln stammenden Autorin aber keinen großen Unterschied macht: „Das ist für mich erweitertes Wiesbaden“, sagt sie.

Die Stadt kennt sie gut, war sie neben ihren privaten Stadtgängen in all‘ den Jahren auch häufig auf Recherchetour unterwegs: „Ich bin immer auf der Suche nach Themen und Schauplätzen“. Vor allem für ihre Nora-Tann-Krimis, die in Wiesbaden und dem Rheingau spielen. Doch auch für sie brachte die Recherche einiges an Überraschungen hervor. Zum Beispiel die oben schon erwähnten Villen, die in den 1960er-Jahren beinahe platt gemacht worden wären: „Einige sind damals abgerissen worden“, sagt sie. „Etwa 150.“ Die Signale hätten damals auf Zukunft gestanden. Statt alter Bausubstanz sollten moderne Hochhäuser und breite Boulevards entstehen. Auch das Literaturhaus Villa Clementine stand auf der Abrissliste – für die Autorin ein schlimmer Gedanke.

Der Historismus sei aber nunmal verpönt gewesen – eine Haltung, die auch „in den 80er-Jahren noch Lehrmeinung vieler Professoren war“, erinnert sich die studierte Innenarchitektin. „Heute ist das schlichtweg undenkbar.“ Viele Wiesbadener Bürger fanden das damals schon und konnten den Kahlschlag verhindern. Zum Glück, wie Kronenberg findet.

Ein weiteres interessantes Thema ist zum Beispiel auch die Frage, wo Wiesbaden eigentlich sein Wasser her bekommt. Also sein Trinkwasser. Denn aus den 26 Quellen in der Innenstadt sprudelt hauptsächlich Thermalwasser – „heiß, salzig und als Trinkwasser ungeeignet“, heißt es in dem Buch. Also musste von jeher das kühle Nass über Leitungen von außerhalb in die Stadt gebracht werden. Ein technisch anspruchsvolles Unterfangen.

Wiesbadener Trinkwasser von weit her gebracht

Heute kommt das Wasser übrigens über Tiefstollen von den Taunushängen, über Grundwasser, das mit Rheinwasser aufbereitet wird und über Fernleitungen aus dem hessischen Ried. „Was heute so selbstverständlich ist, hätten sich die Wiesbadener in früheren Jahrhunderten nicht träumen lassen: mit einem Handgriff an sprudelnd frisches Nass zu kommen“, heißt es im Buch.

Das Schloss auf der Platte, die große Vergangenheit als Kurstadt, die Galatea in Biebrich, der Besuch der Queen 1965 und sogar die Äskulapnatter, die größte Schlangenart Deutschlands, sind weitere Themen in Kronenbergs Buch, in dem alle 26 Stadtteile irgendwie vertreten sind. Ebenfalls beschrieben sind die Lieblingsplätze der Autorin. Der Neroberg etwa. Die Villa Clementine gehört auch dazu. Und das Rheinufer: „Das ist ja das schöne an Wiesbaden, dass wir den Wald haben, aber eben auch den Fluss.“

Das Buch „Wiesbaden – einfach Spitze“ von Susanne Kronenberg, im Wartberg-Verlag für 14,90 Euro.

Erschienen in: Frankfurter Rundschau, 21. April 2016

http://www.fr-online.de/wiesbaden/wiesbaden-unnuetzes-wissen-ueber-wiesbaden,1472860,34130562.html

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