Wem der Wahlabend in Mainz gehörte, das war spätestens kurz nach 18 Uhr klar: „Malu, Malu, Malu“ hallte es aus den Räumen der SPD-Landtagsfraktion durch die Flure des Mainzer Abgeordnetenhauses. Die Stimmung bei den Sozialdemokraten war naturgemäß großartig nach Veröffentlichung der ersten Prognosen eines Wahlabends, an dessen Ende feststand: Malu Dreyer bleibt Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz. Und den Abgeordneten, Mitarbeitern, Gästen in der Fraktion war klar, bei wem sie sich für diesen Triumph hauptsächlich bedanken mussten: „Malu, Malu, Malu.“ Oder, wie es Fraktionschef Alexander Schweitzer formulierte: „Liebe Malu, das ist Dein Ergebnis.“
Warmklatschen für den Dreyer-Jubel
Die Geschlossenheit der Partei, der Kampfgeist der Genossen, die klare Haltung der Spitzenkandidatin. Aus diesen drei Komponenten setzte sich der Wahlsieg letztlich zusammen, so die Überzeugung in Mainz. Dabei herrschte auch vor den ersten Prognosen schon Zuversicht unter den Genossen. „36:34“ tippte Ralph Spiegler, Bürgermeister in Nieder-Olm, einer Verbandsgemeinde im Speckgürtel von Mainz. Finanzministerin Doris Ahnen sagte: „In den letzten Wochen war ich zunehmend optimistisch.“ Dann klatschten sich vor den aufgebauten Fernsehschirmen Staatssekretäre und Bundestagsabgeordnete kurz vor den ersten Meldungen die Anspannung von der Seele. Und aus dem Hintergrund drang eine Stimme in die gespannte Stille hinein: „Jetzt müsste ihr gleich jubeln.“
Und wie sie jubelten: Als die Prognose für die SPD schließlich über den Bildschirm flimmerte, johlten die Genossen lauthals los. Als die CDU-Zahl erschien, wurde aus dem Gejohle ein regelrechter Orkan aus Jubel, Lachen, überschäumender Freude. Schnell war klar: „Gegen uns geht gar nichts.“ Und dann war doch in vielen Gesichtern und Gesprächen die Ungläubigkeit zu sehen und zu spüren. Denn trotz aller Zuversicht: Mit so einem klaren Ergebnis hatte man eher nicht gerechnet. Aber abgerechnet wird eben zum Schluss, oder, wie es auf den T-Shirts zweier Genossen geschrieben stand: „Die Hühner werden am Abend gezählt.“
Ein Sieg der Haltung
Woran es gelegen hat? Vor allem auch am Hickhack in der CDU, so die einhellige Meinung: „Frau Klöckner hat übertaktiert“, meinte der rheinhessische Bundestagsabgeordnete Marcus Held. Dass Malu Dreyer in vielen Fragen konsequent blieb, auch wenn es unangenehm war, habe ihr zum Guten gereicht, meinten viele – wie etwa bei der Absage der Teilnahme an der TV-Elefantenrunde wegen der AfD. Für Rudolf Scharping, Vor-Vorgänger im Amt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, war dies ein Erfolgsgarant: „Sie hat klare Haltung gezeigt“, attestierte er Malu Dreyer. Und allenthalben wurde der engagierte Wahlkampf der SPD-Mitglieder gelobt. Dieses Engagement sei auch beim politischen Gegner neidisch anerkannt worden, berichtete Bürgermeister Spiegler von der Basis.
Im ein oder anderen Gesprächskreis wurde am Abend dann auch schon erste Koalitionen diskutiert. Reicht es für die Ampel? Oder wird es doch eine große Koalition? Die Siegerin wollte dazu erstmal noch gar nichts sagen: „Jetzt will ich einfach nur feiern“, rief sie ihren Anhängern im mittlerweile proppenvollen Fraktionssaal zu, in den sie kurz zuvor unter dem großen Jubel der Genossen eingezogen war. Deren Zuneigung gab sie mit einem strahlenden Lächeln und vielen guten Worten zurück: „Die SPD in Rheinland-Pfalz ist einfach eine tolle, starke Truppe“, sagte Dreyer. Die Genossen seien gelaufen bis zum Umfallen, weshalb der Sieg auch ein Gemeinschaftswerk gewesen sei. „Ihr habt gezeigt, dass die SPD in Rheinland-Pfalz kämpfen kann“, so die Siegerin des Abends.
Malu Dreyer: Von der eigenen Stärke überrascht
Unterbrochen wurde sie immer wieder von den Jubelgesängen der Sozialdemokraten: „So sehen Sieger aus“ und „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ mutierten zu den Hits des Abends. Die alte und neue Ministerpräsidentin zeigte sich überglücklich, wenngleich auch sie vom Ausmaß ihres Erfolges überrascht war: „Wir haben alle dran geglaubt, dass wir gewinnen. Aber dass wir so siegen…..“ – Das Ende des Satzes ist nicht überliefert. Es ging unter im Chor von „Malu, Malu, Malu“.
http://www.vorwaerts.de/artikel/malu-malu-malu-dreyer-siegerin-wahlabends